Beim Leipziger CSD am 15.07. waren wir auf dem antikapitalistischen und antifaschistischen Wagen des SAY IT LOUD e.V. vertreten und haben uns für einen politischen und kämpferischen CSD stark gemacht.

Warum muss der CSD antifaschstisch sein?

Wir leben in einem Bundesland, in dem die faschistische AfD und Rechte im Allgemeinen starken Zuwachs verzeichnen. Eine Säule ihrer Ideologie ist seit jeher der Hass auf alle, die ihren patriarchalen Unterdrückungsfantasien nicht entsprechen. Die Angriffe auf queere Menschen steigen seit Jahren. In Sachsen übernimmt die CDU munter queerfeindliche Rhetorik und Positionen der Faschist*innen. Nicht nur weil sie sich einen Wahlerfolg durch die Stimmen der Rechten erhoffen, sondern auch aus Überzeugung. Deswegen ist es so wichtig wie lange nicht mehr, dass wir dem CSD einen merklichen antifaschistischen Anstrich verpassen.

Warum muss der CSD antikapitalistisch sein?

Der radikale Kampf für LGBTQIA+ Rechte, die wir heute als Selbstverständlichkeit verstehen, wurde immer wesentlich von Linken mitgeprägt. Dabei sind unsere Rechte weder selbstverständlich, noch sind wir am Ziel angelangt. Während CSU-Politiker in den 80ern queeren Personen und AIDS mit Zwangstests und Absonderung begegnen wollten, kämpften Aktivist*innen gegen das Phlegma in der Pharma-Industrie beim Kampf gegen AIDS.
Heute kann man sich im Juni kaum noch retten vor Regenbogenwerbung und Produkten. Wem ist durch eine Hautcreme mit einem fetten Regenbogen drauf geholfen? Diese Entpolitisierung beobachten wir auch auf dem CSD Leipzig. Wichtige politische Forderungenwie, etwa nach einem Selbstbestimmungsgesetz, werden in den Schatten gedrängt von einer bunten Partykulisse, bei der große Konzerne, wie DHL oder REWE, anscheinend willkommene Bündnispartner*innen sind. Für uns ist klar: Der CSD ist kein Ort für Produktmarketing oder Mitarbeiter*innenwerbung. Denn wenn es hart auf hart kommt, stehen Unternehmen auf der Seite des größeren Profits. Zu glauben, dass das immer die Seite queerer Menschen sein wird, ist mindestens naiv.

Auch heute zeigte die Polizei, dass sie dabei keine Bündnispartnerin ist, als sie nach dem Demozug Personen aus dem Antifa-Block gängelte. Im Kontrast zum Orga-Team des Leipziger CSD entziehen wir den Betroffenen nicht unsere Solidarität, sondern bekräftigen sie.

Wir danken allen, die mitorganisiert, vor Ort mitgeholfen, aufgelegt und mitdemonstriert haben. Auf einen erfolgreichen, kämpferischen CSD! Alerta!

Abschluss der Demonstration – Foto: Tom Richter

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Aufgrund der Hitze musste die Demo-Route leider gekürzt werden. Es blieb leider keine Zeit für unseren Redebeitrag zum Thema ‚Antikapitalismus beim CSD‘. Im Folgenden ist er als Text nachzulesen:

Kein DHL und Co beim CSD! Gegen einen Regenbogenkapitalismus!

Beim CSD in Leipzig waren wir beim Wagen des SAY IT LOUD e.V. dabei. Gemeinsam mit anderen Orgas wollten wir den antifaschistischen und antikaptialistischen Kern des CSD hervorheben. 

Warum muss der CSD antikapitalistisch sein?

Konzerne wie DHL oder Rewe sind keine wahren Unterstützer*innen der queeren Community. Ihre Solidarität dürfen wir nicht für voll nehmen, da sie immer an eine Bedingung geknüpft ist: Das positive Image der Pride-Kampagne soll die Profite steigern. Im Kapitalismus geht es nie um etwas anderes.

Blicken wir in die USA, sehen wir: schwindet das positive Feedback auf die eigene Pride-Kampagne, schwindet auch die Solidarität mit der queeren Community.

Denn es geht am Ende vor allem um eines: Marketing. Unseren politischen Kampf dafür zu verwenden, ist zumindest mal geschmacklos. Der Regenbogen ist ein Symbol des Kampfes gegen Ungerechtigkeiten und kein Werbemittel!

Auch das Argument, dass es ein wichtiges Symbol in der Zivilgesellschaft sei, wenn große Unternehmen sich auf die Seite von LGBTQIA+ Personen stellen, gilt nicht. Denn bei denen, die einen Sinneswandel am nötigsten haben, stoßen Pride-Kampagnen vor allem auf eines: lautstarke Ablehnung. Wirklich niemand hat das Angebot an Regenbogenprodukten gesehen und dachte sich: Ah cool, dann bin ich einfach nicht mehr queerfeindlich.

Und in Ländern wie Saudi Arabien, wo queeren Menschen drakonische Strafen für ihre Identität drohen, bleiben diese Kampagnen irgendwie ganz aus.

Und ja es gibt Unternehmen, die an wichtigen Erfolgen für uns beteiligt waren. Das gilt insbesondere für die Zeit der AIDS-Epidemie. Unternehmen wie LEVIS haben damals schon Millionensummen locker gemacht für den Kampf gegen AIDS. Und Pharmakonzerne wie Gilead vertreiben Medikamente wie die PrEP (eine HIV-Prophylaxe) wegen der das Risiko, sich mit HIV zu infizieren um über 90% sinkt.

Aber dein regenbogenbuntes LEVIS Shirt wurde trotzdem durch Ausbeutung produziert und mit großer Wahrscheinlichkeit wurde auch mindestens eine queere Person entlang der Produktionskette ausgebeutet.

Gilead hält die Preise für die PrEP in den USA bei etwas weniger als $2000 für die Tablettenmenge von 30 Tagen. Es wäre naiv zu glauben, dass das bei uns ohne gesetzliche Krankenversicherung anders wäre. Im Abwägen zwischen Solidarität und Profiten gewinnen also selbst bei HIV die Profite.

Unser Fazit: Der CSD muss sich stärker auf seinen politischen Kern besinnen. Und zwar ohne Konsumorientierung und falsche Verbündete wie Großkonzerne und ihre Handlanger*innen. Ihnen geht es nicht um queere Menschen, sondern um ihre Kaufkraft. 

Für einen antikapitalistischen CSD. Stonewall was a Riot!